Alopezie

Die sogenannte androgenetische Alopezie (anlagebedingter Haarausfall) ist die am häufigsten vorkommende Form des Haarausfalls. Die Bezeichnung wird auch als ein Überbegriff für verschiedene Arten von Haarverlust mit unterschiedlichen Auswirkungen und Charakteristika verwendet. Oftmals stellt dieser permanente Rückgang des Haarwachstums eine enorme psychische Belastung für die Betroffenen dar. Dabei reichen die Auswirkungen von partiellem Ausdünnen der Haare bis hin zu einer kompletten Kahlköpfigkeit. In seltenen Fällen kommt es zu einem Ausfall im Gesicht und am Körper.

Allgemeine Anzeichen einer Alopezie

  • Vermehrt auftretend brüchiges Haar
  • Kahle Stellen am Kopf
  • Starker Haarverlust
  • Ausfallende Haarbüschel beim Waschen
  • Verlust von Haarbüscheln am Morgen

Ebenso könnte eine Veränderung der Finger- und Fußnägel ein frühes Warnsignal sein. Ein allgemein schlechter Zustand der Nägel, kleine Furchen sowie schmale weiße Linien auf den Nägeln deuten mitunter auch auf Alopezien hin.

Anzeichen einer fortgeschrittenen Alopezie

  • Mehrere kahlstellige Bereiche auf dem Kopf
  • Intensive Verdünnung bis hin zum kompletten Haarverlust
  • Haarausfall an anderen Körperregionen wie Arme, Beine oder Wimpern
  • Verlust von Barthaar sowie kahle Stellen im Bart

Bei fortschreitendem Krankheitsverlauf zeigt sich somit eine intensivere Ausprägung, die sich in einigen Fällen weiter über den Körper ausbreitet.

Arten

Androgenetische Alopezie (anlagebedingter Haarausfall)

Sie betrifft in etwa 60 bis 80 Prozent aller Männer und immerhin 20 bis 30 Prozent der Frauen, wobei anlagebedingter Ausfall von Haaren beim weiblichen Geschlecht anders als bei Männern verläuft. Während sich die Symptome bei Männern in Form von Geheimratsecken, kahlen Stellen oder einer Glatze widerspiegeln, äußert sich diese erblich bedingte Krankheit hier wiederum durch eine Veränderung der Haardichte.

Ein durch Androgene hervorgerufene Reduzierung des Wachstums, welche durch das Rauchen beschleunigt wird, ist ein natürlicher Prozess des Älterwerdens. Wie oftmals falsch vermutet, basieren die Ursachen nicht auf einer hormonellen Störung. Das männliche Geschlechtshormon Dihydrotestosteron (DHT) spielt dabei jedoch eine gesonderte Rolle. Demnach weisen Menschen mit androgenetischer Alopezie eine erhebliche Überempfindlichkeit gegen das Steroidhormon DHT auf.

Grund hierfür ist in den Genen zu finden und somit reine Veranlagung, wobei sie nicht zwangsläufig weitergegeben wird. Männliche androgenetische Alopezie wird nicht als eine zugrundeliegende Krankheit eingestuft, könnte sich allerdings auf das Selbst- und Fremdbild auswirken.

Medikamentöse Therapieformen

Finasterid: Dieser Arzneistoff kann bei den Betroffenen das Fortschreiten eines androgenetischen Haarverlusts stoppen. Das Medikament sorgt dafür, dass durch dessen Einnahme weniger Dihydrotestosteron entsteht. Somit beeinflusst es den männlichen Hormonhaushalt und verlangsamt die Zunahme des Prozesses.

Minoxidil: Das Präparat Minoxidil wurde ursprünglich, so wie Finasterid, zur Behandlung von Bluthochdruck auf den Markt gebracht. Bei den Probanden traten jedoch Nebenwirkungen in Form von massivem Haarwuchs auf. Durch die Entwicklung einer Tinktur zur äußerlichen Anwendung kann hiermit nun auch diese Variante behandelt werden.

Antiandrogene: Hierbei handelt es sich um Substanzen, die bei erblich bedingter Erkrankung bei Frauen eingesetzt werden. Sie erzielen eine Hemmung von Dihydrotestosteron in den Zellen und unterbinden die Wirkung des Testosterons.

Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)

Diese Variante ist eine Systemerkrankung (Autoimmunerkrankung), bei der das körpereigene Immunsystem die Haare angreift. Alopecia areata wirkt sich in Form eines runden sowie krankhaften Ausfalls von Haaren auf dem Kopf oder an den Beinen aus. Kahle Stellen am Bart sind ebenfalls nicht unüblich. Viele der Betroffenen berichten über erste Anzeichen bereits im Kindes- oder jungen Erwachsenenalters.

Bei dieser Erkrankung entstehen Entzündungen an den Wurzeln der Haare, da sich die Abwehrzellen plötzlich gegen die körpereigenen Haare richten. Dies hat zur Folge, dass sie nicht mehr in einem normalen Umfang wachsen und fallen. Oftmals tritt diese Form in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankungen wie die Weißfleckenkrankheit oder etwaigen Schilddrüsenerkrankungen auf.

Studien aus den USA haben ergeben, dass vor allem Mädchen dazu geneigt sind, an Alopecia areata zu erkranken. Frauen, die elektrische Kämme oder chemische Haarglätter verwenden, können zudem in Kombination mit abnormalen Haarfollikel eine vernarbende Kopfhaut bekommen. Das Krankheitsbild hat sich in einigen Familien verstärkter ausgeprägt, was für eine erbliche Veranlagung spricht. Häufig wachsen die Haare in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten wieder nach – ein Wiederauftreten der Krankheit ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Medikamentöse Therapieformen

  • Dithranol: Dithranol ist hauptsächlich dafür bekannt, Linderung bei Schuppenflechte zu verschaffen. Der Stoff reizt die Haut, was wiederum das Haarwachstum begünstigen soll. Negative Begleiterscheinungen können in Form von Hautreizungen, Rötungen oder Verfärbungen der Haut auftreten.
  • Glukokortikoide (Kortison): Bessert sich die Erkrankung nach einigen Monaten nicht von alleine, bedarf es gegebenenfalls einer Behandlung mit Kortison-Cremes oder -Lösungen. Kortison ist dafür bekannt, Entzündungsreaktionen des Immunsystems zu unterdrücken. Jedoch verspricht diese Methodik nicht bei allen Patienten Besserung und sollte zudem aufgrund der Nebenwirkungen nur bei starker Aktivität des Haarverlusts erfolgen. Trotz der entzündungshemmenden Wirkung von Kortison kann der Ausfall nach Absetzen erneut auftreten.
  • Topische Immuntherapie: Hierbei wird durch das Auftragen des Arzneistoffes Diphencypron (Diphenylcyclopropenon, DCP) eine bewusste allergische Kontaktdermatitis hervorgerufen. Wiederkehrende Behandlungen dienen der Aufrechterhaltung, um Immunzellen von einem Angriff auf die Haarwurzeln abzulenken. Auch hier ist die Gefahr eines Rückfalls gegeben. Nebenwirkungen, wie zum Beispiel die Bildung von Ekzemen, sind ebenfalls nicht ausschließbar.
  • PUVA: Mittels PUVA wird diese Ausprägung durch die Anwendung eines phototoxischen Stoffes (Psoralen) bekämpft. Dies erfolgt in Kombination mit einer Bestrahlung der kahlen Stelle mit UV-A-Licht. Psoralen wird als Creme aufgetragen und soll den Angriff der Immunzellen auf die Haarwurzeln stoppen. Mögliche Nebenwirkungen sind in unerwünschten Hautreaktionen durch die UV-A-Bestrahlung zu finden.

Diffuser Haarausfall (telogenes Effluvium)

Von diffusem Haarausfall wird gesprochen, wenn die Haare auf dem gesamten Kopf gleichmäßig dünner werden oder ausfallen. Unter dieser Variante leiden vorwiegend Frauen, da der Auslöser nicht selten von Hormonschwankungen ausgeht. Die Einnahme bestimmter Medikamente gegen erhöhte Blutfettwerte (Lipidsenker) oder auch Mittel aus der Krebsbehandlung (Zytostatika) sowie Stoffe gegen Schilddrüsenüberfunktion (Thyreostatika) begünstigen den Prozess zusätzlich.
Ist die Therapie vorbei, reduziert sich der Ausfall in den meisten Fällen von alleine oder wird ganz gestoppt.

Auch ein Nährstoffmangel kann der Auslöser für einen diffusen Verlust der Haare sein. Das Defizit muss dann über die Ernährung oder durch die Einnahme bestimmter Zusatzpräparate reguliert werden. Insbesondere akuter Eisenmangel steht oftmals in Verbindung mit dieser Diagnose. Hier sollte der Mangel mittels einer ausgewogenen Ernährung ausgeglichen werden. Essstörungen, kurzweilige Crash-Diäten sowie chronische Darmerkrankungen potenzieren das Risiko gleichermaßen. Infektiöse Hauterkrankungen wie Hautpilze, Schuppenflechte oder Herpes Zoster tragen gelegentlich zu einem Ausbruch bei.

Wird im Rahmen einer Krebserkrankung eine Strahlenbehandlung verordnet und der Kopfbereich dem Bestrahlungsfeld ausgesetzt, besteht auch hier die Gefahr an einer verstärkten Ausprägung zu erleiden. Üblicherweise regeneriert sich der Körper nach einiger Zeit und das Haarwachstum führt sich fort. Wurde bei der Behandlung jedoch mit einer hohen Strahlendosis gearbeitet, können die Wurzeln der Haare mitunter auf Dauer geschädigt sein. Das Gleiche gilt für Chemotherapien, die zur Behandlung eines Krebsleidens angewandt werden. Es kann, aber muss nicht zwangsläufig zu einem diffusen Haarausfall kommen. Bei der Chemotherapie besteht allerdings das Risiko, dass auch Körperhaare, Augenbrauen oder Wimpern betroffen sind und ausfallen. Wird die Therapie beendet, stellt sich der Verlust nicht selten wieder ein.

Allgemeine Therapieformen

Die Therapie wird für gewöhnlich der jeweiligen Ursache angepasst. Beim Auftreten von diffusem Haarausfall, bedingt durch die Einnahme bestimmter Medikamente, kann bereits eine Medikamentenumstellung Linderung verschaffen. Krankheiten wie eine Anämie oder dergleichen, die beispielsweise Eisenmangel hervorrufen und ebenfalls dazu beitragen, sehen eine Bekämpfung mithilfe von Eisenpräparaten vor. Bei einer Diät bedingten Verringerung des Kopfhaars sollte umgehend die Ernährung umgestellt und entsprechend angepasst werden.

Nach einer erfolgreichen Behandlung durch die beschriebenen Therapieformen können sich Symptome noch weitere zwei bis drei Monate einstellen. Grund hierfür ist in der sogenannten Telogenphase zu finden, bei der ein Teil der Haare in eine Ruhe- beziehungsweise Ausfallphase gerät und in der Zeit ausfällt.

Weitere Behandlungsalternativen

Führen die beschriebenen Ansätze auf Dauer zu keiner sichtbaren Verbesserung, besteht am Ende noch immer die Möglichkeit einer Haartransplantation. Eine Eigenhaartransplantation für Männer mit fehlenden Haaren an den Schläfen und Hinterkopfglatze hat sich insbesondere bei erblich bedingten Erscheinungen bewährt. Diese Alternative stellt eine dauerhafte Lösung dar und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Technik ermöglicht, die Haarfollikel von einer Stelle des Kopfes in einen kahlen Bereich zu verpflanzen. Das Verfahren erlaubt jedoch nur das Verpflanzen von ein bis zwei Haaren gleichzeitig und ist somit sehr zeitintensiv.

Eine weitere und oftmals eingesetzte Methode besteht in der Verpflanzung größerer Hautpartien. Hierbei werden kleine Stücke vom Gewebe aus den Regionen am Kopf entfernt, die noch stärker behaart sind und nicht empfindlich auf Testosteron reagieren. Diese werden dann im Anschluss an die kahlen Stellen verpflanzt. Das Prozedere stellt einen plastischen chirurgischen Eingriff dar und sollte daher nur von einem erfahrenen Dermatologen durchgeführt werden. Hingegen eignet sich eine Eigenhaartransplantation für Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall weniger, da sich die Symptome eher in Form von zunehmendem Ausdünnen zeigen. Völlige Kahlheit bei Frauen bleibt somit überwiegend aus. Bei kreisrunden Ausprägungen eignet sich eine Eigenhaartransplantation ebenfalls nicht, weil die Haare nach einiger Zeit oftmals von allein nachwachsen. Hier wird in der Medizin von einer Spontanheilung gesprochen.

Als ein weiterer operativer Eingriff wird das Ausdehnen der behaarten Kopfhaut über eine größere Fläche praktiziert. Dieses Verfahren ist jedoch weitaus komplizierter und umfangreicher.

Bei einem vorübergehenden kompletten Ausfall, beispielsweise bedingt durch eine Chemotherapie, greifen Betroffene oftmals auf eine Perücke zurück. Diese dienen als praktische Hilfe, sodass sich keiner weiteren Behandlung unterzogen werden muss. Perücken sollten vor einer Chemotherapie bei einem Perückenmacher in Auftrag gegeben werden, da die Anfertigung Zeit in Anspruch nimmt. Kosten für eine Anfertigung übernehmen bei Frauen in den meisten Fällen die Krankenkasse.

FAQ – Fragen und Antworten

Wann wird im Allgemeinen von einer Alopezie gesprochen?

Es wird von einer Alopezie gesprochen, wenn sich das Haarwachstum einstellt und die Haare nach und nach ausfallen bzw. dünner werden.

Welche Anzeichen für eine Alopezie gibt es?

Anzeichen für eine auftretende Alopezie gibt es viele. Sie reichen von dauerhaft brüchigem Haar über kahle Stellen am Kopf bis hin zum starken Haarverlust.

Welche Therapieformen gibt es?

Alopezie kann durch verschiedene Medikamente therapiert werden. Die gängigsten Arzneistoffe sind Dithranol oder Kortison-Cremes oder Lösungen. Je nach Befund empfiehlt sich zudem eine Umstellung der Ernährung.

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